Skizze: Atelier Bow-Wow
Osthang Project. Internationale Sommerakademie und Festival für zukünftige Formen des Zusammenlebens.
Seit 2008 initiiert der Darmstädter Architektursommer mit künstlerischen Interventionen im öffentlichen Raum Diskurse zur Stadtentwicklung, sowohl innerhalb Darmstadts als auch über die Stadtgrenzen hinaus. So mündete die Initiative drei Jahre später im Zusammenschluss der Städte Darmstadt, Frankfurt, Offenbach und Wiesbaden; seit 2011 wird das Potenzial von Stadt, Architektur & Öffentlichkeit in der Metropolregion als Architektursommer Rhein-Main (ASRM) diskutiert und erkannt. Mit dieser bisher einmaligen Initiative ist es gelungen, die Entwicklung einer regionalen, räumlichen und kulturellen Identität anzustoßen – die über 600 Veranstaltungen, die bis heute daraus hervorgegangen sind, zeigen eindrucksvoll, über welche räumlichen, baulichen und kulturellen Potenziale das Rhein-Main-Gebiet verfügt. In diesem Jahr eröffnet Darmstadt mit dem Osthang Project die nächste Architektursommer-Staffel 2014/15, als transdisziplinäre Koproduktion des Darmstädter Architektursommer e.V. und dem Internationalen Musikinstitut Darmstadt (IMD). Seit 2011 kooperieren das IMD und der Darmstädter Architektursommer und verfolgen interdisziplinäre Fragestellungen zu Kunst & Kultur im öffentlichen Raum.
Im diesjährigen Osthang Project zeigt sich dieses Spannungsfeld nun auf besondere Weise: Die Mathildenhöhe – und mit ihr der Osthang – ist in Darmstadt der «genius loci» für Experiment und Aufbruch und somit außerordentlich geeignet als Plattform für internationale und zugleich lokale Diskurse mit gesellschaftlich relevanten Fragegestellungen. Genau 100 Jahre nach der letzten großen Künstlerkolonie-Ausstellung aktiviert das Osthang Project das ungenutzte Grundstück am Osthang der Mathildenhöhe als kulturellen Projektraum und holt den Ort in das Bewusstsein der Stadt zurück.
Nicht ohne Erstaunen stellt sich dabei die Frage, wie der Osthang im unmittelbaren Gegenüber des Ausstellungsgebäudes über so eine lange Zeit hinweg als unzugängliches Grundstück brach liegen konnte. Über sechs Wochen wird das Osthang-Areal diesen Sommer temporäre Künstlerkolonie, Festivalcampus, Summer School für experimentelles Bauen & Denklabor für Zukunftsfragen sein. Im Kontext der historischen Künstlerkolonie diskutieren mehr als 100 Aktivisten, Architekten, Künstler, Theoretiker und Studierende aus über 20 Nationen gemeinsame Fragestellungen über unsere Art des Zusammenlebens und Zusammenarbeitens – und skizzieren dabei nicht zuletzt die Weiterentwicklung des Ortes selbst. Die Summer School verwandelt das Areal - unter unterschiedlichsten Blickwinkeln internationaler Architektenkollektive - zunächst in einen experimentellen Bauplatz. Mit temporären Gebäuden wird innerhalb der ersten drei Wochen ein Campus entstehen, der den im Anschluss geplanten Veranstaltungen den nötigen Raum bietet; ein Park mit Veranstaltungshalle, Café, Küche, Workshophaus, Infobrücke und Übernachtungsmöglichkeiten für Gäste.
Unter dem Motto Imaginationen des Zusammenlebens vereint das Theorieformat Thinking Together im Anschluss Positionen, Tendenzen und Haltungen zu aktuellen Fragen globaler gesellschaftlicher Entwicklungen. Das Diskursformat Zukunftslabor Mathildenhöhe und das Symposium Stadt als Handlungsraum verschränken ortsspezifische Themen mit den Erkenntnissen aus den kuratierten Programmen. Das Osthang Project lädt zu Diskussionen, Konzerten, Workshops, Vorträgen und Filmvorführungen. Wir freuen uns auf ein Experiment zwischen Kunst, Architektur & Lebenspraxis – auf zahlreiche regional übergreifende Veranstaltungs- und Projektkooperationen, die den Architektursommer Rhein-Main seit jeher auszeichnen.
Zu den Kooperationspartner zählen unter anderem: Hochschule Darmstadt, Bund Deutscher Architekten (BDA), TU Darmstadt, Hessen Design, Institut für Neue Technische Form (INTEF) und viele Initiativen und Künstler aus Darmstadt und der Region.
«01 – Ort, Experiment, Transformation» Internationale Summer School für experimentelles Bauen
Das Osthang Project startet mit dem Themenschwerpunkt ‘Ort, Experiment, Transformation‘: eine von Jan Liesegang (raumlaborberlin) kuratierte Internationale Summer School für experimentelles Bauen diskutiert und erprobt vom 7. Juli bis 27. Juli soziale, architektonische und planerische Versuche mit über 60 Studierenden aus aller Welt. Die TeilnehmerInnen der Summer School konzipieren und realisieren in den drei Wochen die Gebäude des temporären Campus. Sie arbeiten in sechs verschiedenen Gruppen, wobei jede Gruppe von ein bis zwei unterschiedlichen internationalen Architektenteams geleitet wird. Die in der Summer School entstehenden Module werden zur Plattform für die Veranstaltungen des Festivals und stehen in der Folge BesucherInnen, Projekten und Initiativen aus Darmstadt und der Region als Kommunikationsraum zur Verfügung. Geplant sind ein zentraler Platz, eine Veranstaltungshalle, ein Café, ein Workshop-Haus und Schlafkabinen. Ziel ist es, analog zur historischen Künstlerkolonie Mathildenhöhe, einen modellhaften Ort zu schaffen, an dem Verbindungen zwischen Bauen, Kunstproduktion und gesellschaftlichen Visionen diskutiert, getestet und gelebt werden können. Die Sommerakademie als interdisziplinäres Baulabor, das sich mit gemeinschaftlich-sozialen Lebensentwürfen und dem Bauen als Ausdruck von Gesellschaft und damit als kulturell-prozesshaftes Ereignis auseinandersetzt.
Jan Liesegang, Kurator der Summer School, beschäftigt sich gemeinsam mit dem Kollektiv raumlaborberlin seit vielen Jahren mit dem Zusammenhang von Stadt und Zusammenleben. Er verbindet Kunst, Architektur und Stadtplanung und damit die Massstäbe der direkten Lebensumgebung mit langfristigen und großräumlichen Perspektiven. Seine Hauptthemenfelder sind Stadträume in Transformation und das Verhältnis von öffentlich, privat und gemeinschaftlich.
Internationale Tutorenteams der Summer School
Atelier Bow-Wow, Tokio
Das von Yoshiharu Tsukamoto und Momoyo Kaijima 1992 in Tokio gegründete Architekturbüro Atelier Bow-Wow gehört zu den vielseitigsten Büros der Gegenwart. Sein weltweit bekanntes Werk umfasst über 40 Wohnhäuser, öffentliche Bauten sowie zahlreiche Installationen. Es ist vor allem der innovative Umgang mit Material und Detail, der das Besondere ausmacht. Einen weiteren wesentlichen Teil der Arbeit von Atelier Bow-Wow bilden zudem städtebauliche Analysen und theoretische Schriften über städtische Micro- und ‘Ad-Hoc‘-Architektur.
atelier le balto, Berlin
Das Berliner Landschaftsarchitekturbüro arbeitet mit den Resträumen der Stadt – Baulücken, vergessenen Innenhöfe, Parkplätzen – und hauchen ihnen ein gewisses Selbstbewusstsein ein, welches die Orte radikal verwandeln soll. Seit seiner Gründung im Jahr 2001 hat das Atelier in ganz Europa und insbesondere in Berlin Gärten angelegt. Dabei werden die Entwürfe mit großer Akzeptanz gegenüber dem Bestand entwickelt; mit sensiblen Eingriffen werden aus vergessenen Orten neue Räume voller Charme und Poesie. So überzeugte es beispielsweise mit seiner prämierten Idee eines ‘Gartens der Diaspora‘ für Daniel Libeskinds Akademie des Jüdischen Museums Berlin.
Collectif etc, Straßburg
Collectif etc ist eine Gruppe junger Architekten und Grafikdesigner, die sich mit Möglichkeiten der Selbstregulierung der Zivilgesellschaft hinsichtlich der Transformation ihrer Lebenswelten befassen. Collectif etc gehen davon aus, dass jeder in der Lage ist, aktiv Stadt mitzugestalten. Das Bauen und Besetzen von Raum ist eine politische Handlung und verdeutlicht Machtverteilungen in einer Gesellschaft. Häufig sind sich Bevölkerungsgruppen ihrer Möglichkeiten der Einflussnahme jedoch einfach nicht bewusst – Collectif etc nutzen physische Raumtransformation als Strategie der Aneignung.
ConstructLab, Le Havre/Berlin
ConstructLab ist Teil des französischen Netzwerks Exyzt. Im Gegensatz zur konventionellen Architekturpraxis, bei der der Architekt entwirft und der Handwerker baut, wird in den Projekten von ConstructLab die Konzeption mit der Konstruktion zusammengebracht. Die Errichtung von temporären Gebäuden im öffentlichen Raum wird als Prozess angesehen, der vom Anfang bis zum Ende offen bleibt, um sich den Gegebenheiten vor Ort anzupassen. So entstanden in den vergangenen Jahren Gebäude und Installationen in Toulouse, Mailand oder Warschau sowie Ausstellungen im Kunsthaus Graz und auf der Biennale in Venedig.
Martin Kaltwasser, Berlin
Martin Kaltwasser studierte Bildende Kunst und Architektur und arbeitet in den Bereichen Installation, Objekt, Design, Performance, Architektur, Theorie und Stadtforschung. Häufig nutzt er die Stadt als ‘Ressource‘, indem er Materialien verwendet, die als Abfälle im städtischen Raum anfallen – seine Ästhetik versteht sich als Widerstand gegen eine eindimensional ausgerichtete Lebensumwelt. Seine Arbeiten, die er sowohl allein als auch in Kooperation mit der Künstlerin Folke Köbberling entwickelt, werden weltweit ausgestellt. Viele seiner Projekte entstehen partizipativ, unter Mitwirkung von Freiwilligen, Betroffenen, ‘sozialen Randgruppen‘, Kindern und Jugendlichen.
Studio Umschichten, Stuttgart
“Dinge, die für die Ewigkeit geplant werden, unterliegen dem Krampf des Perfektionismus und bremsen akutes Handeln.” Studio Umschichten sind die Architekten und Designer Lukasz Lendzinski und Peter Weigand. Sie bedienen sich der temporären Architektur und lassen geheime Wünsche sofort realer Ausnahmezustand werden. In ihren Bauweisen kommen Prinzipien zum Einsatz, die höchsten Respekt im Umgang mit den verwendeten Materialien widerspiegeln. Beim ‘Precycling-Prinzip‘ wird ein Material zum Bauen ausgeliehen und nach dem Rückbau wieder unbeschadet an den Eigentümer zurückgegeben.
m7red, Buenos Aires
m7red wurde 2005 in Buenos Aires gegründet und erforscht seither die Beziehungen zwischen Informationstechnologien, Stadtökologie und öffentlichen Interessen. m7red verstehen sich als Netzwerk für städtische Ressourcen, das Lösungsansätze für die dringlichsten politischen und städtischen Probleme erarbeitet. Darüber hinaus analysiert es den Einfluss des Internets auf städtische Entwicklungen und recherchiert die Möglichkeit von Kollaborationen im virtuellen Raum. Für m7red kommt Mauricio Corbalán nach Darmstadt.
Orizzontale, Rom
Orizzontale ist ein Architektenkollektiv aus Rom, dessen Hauptinteresse in der temporären Revitalisierung urbaner Resträume liegt. Die Mitglieder nutzen Orte, Ideen und Gegenstände, die aus dem städtischen Produktionskreislauf abfallen, um diese in kollaborativen ‘public acts‘ zu reaktivieren. Durch Do-it-yourself-Projekte im öffentlichen Raum wie in diesem Jahr beispielsweise in Cinisello Balsamo, Florenz und Rom werden neue Formen der Interaktion zwischen Anwohnern und Stadtraum entwickelt.
«02 – Gesellschaft, Reflexion, Strategien» Thinking Together
Der zweite Teil des Osthang Porjects steht unter dem Motto ‘Gesellschaft, Reflexion, Strategien‘ und knüpft an die Tradition der ‘Darmstädter Gespräche‘ an, die von 1950 bis 1975 immer wieder den Zusammenhang von Gesellschaft und Kunst thematisierten. Das öffentliche Diskursformat Thinking Together, geplant von dem österreichischen Dramaturgen und Kurator Berno Odo Polzer, beleuchtet aktuelle gesellschaftliche und politische Konstellationen auf lokaler wie globaler Ebene und setzt sie in Beziehung zu künstlerischen Strategien. Die Balance von Städten zwischen Erhalt und Erneuerung sowie die Transformation von Raum und Gesellschaft im Kontext politischer Veränderungen stellt die Öffentlichkeit vor existenzielle Fragestellungen nach Lebensvorstellungen und Verantwortlichkeiten. Welche Rolle spielt Kunst konkret bei diesen Veränderungsprozessen und in welchem gesellschaftlichen Rahmen findet Kulturproduktion heute statt? Diese Fragen sollen gemeinsam mit WissenschaftlerInnen, PhilosophInnen, KünstlerInnen, TheoretikerInnen, AktivistInnen und BürgerInnen erörtert werden. Als temporärer Ort des Erfahrungs- und Wissensaustauschs führt das Osthang Project Personen zusammen, die sich theoretisch wie praktisch mit alternativen Modellen des ‘Zusammenlebens‘ befassen. Das Format soll sowohl den eingeladenen, internationalen Gästen als auch dem lokalen sowie angereisten Publikum reichlich Zeit für einen intensiven Gedankenaustausch jenseits konventioneller Formate des Wissenstransfers geben. Thinking Together als öffentliches Forum, das sich aus informellen Seminaren, Lectures, Diskussionen, Filmvorführungen, Kunstprojekten, Performances und kulinarischen Aktivitäten zusammensetzt. Kuratiert wurde Thinking Together von Berno Odo Polzer.
Der Österreicher war von 2000 bis 2009 Kurator und Künstlerischer Leiter des Festivals Wien Modern. Seit 2010 widmet er sich freien künstlerischen und kuratorischen Projekten sowie seiner Promotion in International Relations an der Universität Lapland. Ab 2015 übernimmt er die künstlerische Leitung des Festivals MaerzMusik bei den Berliner Festspielen.
Artistic Projects & Residents
Der Veranstaltungsteil ‘Gesellschaft, Reflexion, Strategien‘ wird künstlerisch begleitet von sechs Artistic Projects & Residents. Die südafrikanische Künstlerin Ruth Sacks, der in Brüssel lebende Schweizer Musiker und Performer Christophe Meierhans, die belgische Künstlerin und Performerin Sarah Vanhee, die am Performing Arts Forum in St. Erme/Frankreich arbeitende Italienerin Valentina Desideri, der in Wien arbeitende Architekt und Künstler Wolfgang Fiel sowie der britische Medienkünstler Heath Bunting sind über mehrere Tage am Osthang anwesend. In ihren Projekten reflektieren sie die im Format Thinking Together thematisierten Fragestellungen.
Residents @ Osthang (4/6)
Christophe Meierhans «Some Use For Your Broken Clay Pots»
Der Titel ‘Some use for your broken clay pots’ bezieht sich auf das sogenannte Scherbengericht, jenes Wahlsystem im antiken Stadtstaat Athen, mit dem unliebsame oder zu mächtig gewordene Politiker per Abstimmung auf Tonscherben aus dem politischen Leben der Stadt verbannt werden konnten. Meierhans folgt der antiken Form, um das gegenwärtige demokartische System grundsätzlich in Frage zu stellen. Die Performance, die vom Publikum maßgeblich mitbestimmt wird, ist eine Übung in konstitutioneller Kreativität. Denn das ihr zugrundeliegende ‘Textbuch‘ ist nichts weniger als ein vollständiger Verfassungsentwurf für einen radikal anders gearteten demokratischen Staat, den Meierhans gemeinsam mit Rechtsexperten mehrerer belgischer Universitäten verfasst hat.
Sarah Vanhee «Lecture For Every One Darmstadt»
Seit Mai 2013 haben Sarah Vanhee und ihr Team über 150 jener ‘Lecture for Every One‘ realisiert, die zwischen 28. und 30. Juli auch in Darmstadt zu Gast sein wird. Die Interventionen fanden zwischen Göteborg und Lissabon, Helsinki, Wien und Paris an Orten statt, an denen Menschen sich versammeln. In ihrer Lecture-Präsentation wird Sarah Vanhee Erfahrungen und Eindrücke dieses künstlerischen und politischen Prozesses zusammenzufassen und in den Kontext von Thinking Together stellen.
Valentina Desideri «Political Therapy»
‘Political Therapy’ ist ein performatives Format, das die Möglichkeit für intime Gespräche und spekulatives Nachdenken über politische Probleme bereitstellt. Jede Session ist individuell, dauert circa eine Stunde und wird in Form einer konzeptuellen Kartographie dokumentiert. Political Therapy spielt mit dem Format der Therapiesitzung, indem es ein Moment des ‘Heilens’ ins Zentrum des Gesprächs stellt. Trotzdem ist diese performative Praxis nicht darauf aus, Probleme zu lösen, ganz im Gegenteil: jedes Problem wird als Gelegenheit behandelt, um Sprache sich entwickeln zu lassen, Spekulationen entstehen zu lassen und das Politische spürbar zu machen.
Heath Bunting «Survival Skills»
In seiner Aktion ‘Survival Skills’, mit der Bunting auch in Darmstadt zu Gast ist, geht es um Überlebenstechniken. Bunting versteht sie als eine Art der Reflexion über die hochtechnisierte und hochmedialisierte Gesellschaft. Es ist keine Reflexion in Worten, sondern eine Reflexion in Taten. ‘Survival Skills’ findet in den umliegenden Wäldern der Mathildenhöhe und Darmstadt statt und richtet sich an all jene, die einen Tag in Begleitung des Künstlers verbringen und Überlebenstechniken erlernen wollen.
«03 – Region, Identität, Perspektive» Zukunftswerkstatt Mathildenhöhe
Die ‘Zukunftswerkstatt Mathildenhöhe‘ in Kooperation mit der TU Darmstadt und der Stadt Darmstadt beschäftigt sich direkt mit dem Potenzial und vor allem mit den Perspektiven des Ortes. Vier verschiedene Workshops werden bereits vorgefundene Planungen zum Osthang-Areal diskutieren, aber auch zukünftige Perspektiven herausarbeiten. Hierzu sind die BürgerInnen eingeladen, gemeinsam mit Fachleuten und Studierenden Ideen und Planungsstrategien weiterzuentwickeln. Unscheinbar auf der Rückseite des prächtigsten Ortes Darmstadts gelegen, fristete der Osthang bisher ein unauffälliges Dasein.
Die Umgebung des Gebiets hat jedoch eine ausserordentliche Bedeutung für die Gesamtstadt, durch die laufende Bewerbung der Mathildenhöhe zum Weltkulturerbe wird diese Rolle noch verstärkt. Die Potenziale des Gebiets rücken mit dem Osthang Project nun in den Blick der BewohnerInnen und BesucherInnen. Im Rahmen der Zukunftswerkstatt Mathildenhöhe kann man diskutieren und mitgestalten, wie sich dieser Ort weiter entwickeln soll.
Das Osthang Project versteht sich als Impulsgeber für kulturelle und kreative Diskurse und Veranstaltungen unter Einbeziehung regionaler, nationaler und internationaler Künstler, Aktivisten und Experten. Die Perspektiven des Veranstaltungsortes sollen jedoch über die Veranstaltung hinaus reichen. Der Freiraum am Osthang für alternative Ideen des Zusammenlebens und Arbeitens, der Bürgergesellschaft und des öffentlichen Raums soll mit der Zukunftswerkstatt Mathildenhöhe über die Projektlaufzeit hinaus weiterentwickelt werden. In der Zukunftswerkstatt Mathildenhöhe kommen die Potenziale des Osthangs zur Sprache: Was soll nach dem Ende des Osthang Projects und vor einer dauerhaften Bebauung auf dem Gebiet passieren? Welche Gestaltungs- und Nutzungsvorschläge haben AnwohnerInnen und BürgerInnen, ansässige Institutionen und Gruppen für das Gebiet? Wie lassen sich diese organisatorisch verwirklichen? Die Veranstaltung gliedert sich in vier Dialoge / Impulse / Workshops, die über den gesamten Festivalzeitraum verteilt sind.
Zukunftswerkstatt Mathildenhöhe 1/4 «Analyse»
Der erste Teil widmet sich dem Osthang und seiner Umgebung. Es wird der Rahmen entwickelt, in dem sich die Gespräche in der Zukunftswerkstatt bewegen werden.
Zukunftswerkstatt Mathildenhöhe 2/4 «Diskussion»
Der zweite Teil bringt Standpunkte und erste Ideen der AnwohnerInnen und BürgerInnen, der ansässigen Institutionen und Gruppen zum Vorschein. In einer offenen Aussprache werden Erfahrungen und Erwartungen ausgetauscht, die anrainenden Institute stellen sich und ihre Vorstellungen zum Areal dar.
Zukunftswerkstatt Mathildenhöhe 3/4 «Kreativer Prozess»
Im dritten Teil können die TeilnehmerInnen ihren Wünschen und Phantasien freien Lauf lassen. Aus den am zweiten Termin dargestellten Positionen werden Luftschlösser gebaut, Ideen entwickelt, debattiert, kombiniert, verworfen und neu aufgelegt.
Zukunftswerkstatt Mathildenhöhe 4/4 «Strategien»
Im vierten und letzten Teil wird es konkret: Der Zusammenhang aller Ideen und Interessen wird betrachtet und es wird überlegt, wie verschiedene Nutzungs- und Zeithorizonte miteinander coexistieren können. Die Vorschläge werden nun noch genauer ausgearbeitet und organisatorische Fragen besprochen: Welche Maßnahmen werden getroffen, welche Strukturen sind hierfür sinnvoll? Welche Schritte können mit Bürgerengagement erfolgen, wo werden Fachleute benötigt? Wie kann die Kommunikationsplattform des Osthangs über den Architektursommer hinaus erhalten bleiben?
»Stadt als Handlungsraum
Mit dem Symposium ‘Stadt als Handlungsraum‘ soll der gerade fertig gestellte Osthang-Campus in größere Zusammenhänge gestellt werden. Alle Darmstädter BügerInnen, die TeilnehmerInnen der Summer School sowie weitere internationale SpezialistInnen sind eingeladen, über die Möglichkeiten selbst inszenierter öffentlicher Räume und alternativer, experimenteller Planungs- und Baupraxen zu sprechen. Der Funktionswandel des öffentlichen Raumes hat sich in den vergangenen 20 Jahren zu einem Schlüsselthema in Architektur- und Stadtplanungsdiskursen entwickelt. Er ist die Basis, auf der gesellschaftliche Teilhabe neu verhandelt und Konstruktion von Gemeinschaft ausprobiert wird.
Stadt als Handlungsraum 1/2 Stadt selber bauen. Experimentelles Bauen
Der erste Tag des Symposiums fokussiert emanzipatorische urbane Praktiken in Relation zu Stadt und Stadtplanung. » mit Astrid Schmeing (Darmstadt), Raoul Bunschoten / chora (London), Ana Méndez de Andés (Madrid), Dennis Crompton / Archigram (London), Mauricio Corbalán (Buenos Aires), collectif etc (Straßburg), Bernd Kniess (Hamburg), Andreas Krauth / Teleinternetcafé (Berlin), Markus Bader (Berlin) & Nikolaus Heiss (Darmstadt)
Stadt als Handlungsraum 2/2 Neue kollektive Räume. Prozessbasierte Planungsstrategien
Immer mehr Gruppen junger Architekten arbeiten nicht nur als Planer in ihren Büros, sondern bauen selbst an Prototypen sowie an Teilen ihrer Innenraumgestaltungen und Gebäuden mit. Hier verbindet sich Planen, Forschen, Partizipieren, Entwerfen und Diskutieren zu einem 1:1-Experiment, welches viel Reichtum und Freiheit bietet, die in herkömmlichen Planungsstrukturen und Bauprozessen meist verloren gehen. » mit transparadiso (Wien), ConstructLab (Paris, Berlin), Marjetica Potrč (Ljubljana/Berlin), Martin Kaltwasser (Berlin), orizzontale (Rom), Erlend Blakstad Haffner (Oslo), Atelier Bow-Wow (Tokio), Studio Umschichten (Stuttgart), Susanne Hoffmann / Baupiloten (Berlin) & Christian Holl (Stuttgart)
47. Internationale Ferienkurse Für Neue Musik OPEN SPACE
Die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik, ihrerseits ein Künstler-Campus mit über 400 KomponistInnen, MusikerInnen, PerformerInnen und ForscherInnen aus aller Welt, sind in diesem Jahr – neben vielen weiteren Orten in der Stadt – mit Workshops, Installationen und Konzerten auch auf dem Osthang-Areal präsent. Der dritte Schwerpunkt ‘Region, Identität, Perspektive‘ widmet sich Zusammenhängen zwischen der Entwicklung eines spezifischen Ortes wie der Mathildenhöhe vor dem Hintergrund der wachsenden Metropolregion Rhein-Main. Die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik sind seit ihrer Gründung im Jahr 1946 einer der wichtigsten ‘Hot Spots‘ aktueller musikalischer Entwicklungen weltweit.
Alle zwei Jahre geht es hier zwei Wochen lang fast rund um die Uhr um die Musik der Gegenwart. Die Ferienkurse, ihrerseits ein Künstler-Campus mit über 400 KomponistInnen, MusikerInnen, PerformerInnen und ForscherInnen aus aller Welt, sind in diesem Jahr – neben vielen weiteren Orten in der Stadt – ab dem 2. August auch auf dem Osthang mit Workshops, Installationen und kleinen Konzerten präsent.
Mit OPEN SPACE wird ein Projekt der Darmstädter Ferienkurse auf den Osthang übertragen: OPEN SPACE bietet Raum für Eigeninitiative, für öffentlichen Gedankenaustausch und selbstorganisierten Wissenstransfer und fand bei den Ferienkursen 2010 und 2012 enormen Zuspruch. Mitentwickelt und begleitet hat es Berno Odo Polzer, in diesem Jahr auch einer der beiden Kuratoren des Osthangs Projects. In diesem Jahr findet der OPEN SPACE in den temporären Architekturen des Osthang-Campus eine weitere Heim- und Spielstätte, richtet sich aber keineswegs nur an TeilnehmerInnen der Ferienkurse. Egal, ob MusikerInnen der Ferienkurse, BürgerInnen aus Darmstadt, Gäste der Stadt oder Partner des Architektursommers: Die Halle des Osthang Projects steht als OPEN SPACE zu festgelegten Zeiten allen offen, die Themen zur Debatte stellen, öffentliche Gespräche oder Vorträge organisieren, Filme zeigen, Musik hören oder andere Formate initiieren wollen. Der OPEN SPACE versteht sich als autonomer öffentlicher Raum, als Instrument für einen sich selbst regulierenden Erfahrungsaustausch, komplementär zum Kernprogramm des Architektursommers und der Ferienkurse.
Team Osthang Project
Künstlerische Leitung: Kerstin Schultz, Thomas Schäfer
Kuratoren: Jan Liesegang, raumlabor Berlin (Summer School für experimentelles Bauen) / Berno Odo Polzer, Brüssel (Thinking Together)
Projektleitung, Kommunikation und Koordination: Martin Krammer, Sylvia Freydank, Céline Scherer, Olga Maria Hungar
Projektassistenz: Anja Fritz, Mareike Richter, Katharina Spagl, Inari Virkkala
Produktionsleitung: Sacha Knoche, jazzunique
Finanzen/Controlling: Martina Schönebeck
Presse: Amelie Braun
Redaktion Programmheft: Janne Böckenhauer
Corporate Design Architektursommer Rhein-Main / Osthang Project: Peter Dieter, Dorothea Talhof, www.formalin.de
Fotodokumentation: Kristof Lemp, www.lempinet.com
Tragwerksplanung: Mark Fahlbusch, Bollinger + Grohmann
Eine Veranstaltung des Darmstädter Architektursommer e. V. in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Musikinstitut Darmstadt im Rahmen des Architektursommer Rhein-Main 2014 (ASRM) 7. Juli – 16. August 2014 Osthang der Mathildenhöhe, Darmstadt
Kontakt und Informationen
www.facebook.com/architektursommer
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Partner
Bollinger + Grohmann Ingenieure, Hochschule Darmstadt (h_da), Hessen Design, INTEF, TU Darmstadt,Deutsches Architekturmuseum (DAM), Domus (Deutsche Ausgabe), Jazzunique, Competitionline Wettbewerbe und Architektur, FRIZZ Das Magazin für Darmstadt, P Stadtkulturmagazin, architecture-export.com, diekulturwirtschaft GmbH, Thonet, Höhl-Bau, Tingtool
Förderer, Sponsoren
Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Kulturstiftung des Bundes, Merck’sche Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft, Wissenschaftsstadt Darmstadt, Jubiläumsstiftung der Sparkasse Darmstadt, Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte Wohnstadt, Festool, HEAG Holding AG, HEAG Kulturfreunde Darmstadt gGmbH, Eigenbetrieb für kommunale Aufgaben und Dienstleistungen (EAD), Pollmeier BauBuche, ENTEGA, Palaterra, Polifim, Krinner – Das Schraubfundament, Vermessungsbüro Gerhard Gonschorek, Ingenieurbüro Frank Henniger, HMD Elektrik, Daxl Veranstaltungstechnik, Dachdeckerein H. Weiler, Hundertmark, Alwitra, Held Baustoffe, Holzland Jung - Gentil, Würth, Caperol, Evonik, Wohrataler Holzbau
Besonderer Dank an Lisa Baumgarten, Bund Deutscher Architekten (BDA) Darmstadt, Bund Deutscher Architekten (BDA) Hessen, Jörg Blume, das blumen e. V., Cornelia Dollacker, EARLStreet, Christian Gropper, Nikolaus Heiss, Christian Holl, Daniel Knellesen, Inge Lorenz, Philipp Schenk-Mischke, Astrid Schmeing, Felix Schröder, Katharina Wagner, Anna Zdiara sowie an die Partner des Architektursommer Rhein-Main in Frankfurt, Offenbach und Wiesbaden, Claudia Hofmann und Leonhard Michalski vom Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt, die Deutsche Telekom AG