So. Zehn Jahre vorbei, denkt man sich. Eventuell zu wenig getan oder doch genug?
Ich habe mir die Stunden nie aufgeschrieben, die ich mit der ZV verbracht habe. Es ist wahrscheinlich auch besser so. Findige könnten das mit einem Stundensatz multiplizieren. Wie viel macht das dann? Du meine Güte.
Und - meiner beschiedenen Meinung nach - liegt hier ganz konkret die Zukunft von Graz und dieser Region. Es ist die Hinwendung zu diesem geographischen Raum mit ca. 8 bis 9 Millionen Einwohnern bis Sarajevo reichend, die die Position dieser Stadt als nördliches Eingangstor speziell macht. Der Ruf, der Graz hier vorauseilt, ist nur auf dem ausgeprägten kulturellen und wissenschaftlichen Bild begründet. Nicht auf Autos, nicht auf Medien, die Theater und schon gar nicht die Landschaft (die mit Einfamilienhäusern und Einkaufszentren ausreichend entsorgt scheint). Sondern die Architektur, die Literatur (deren zartes Bestehen durch Ignoranz immer mehr gefährdet ist), zeitgenössische Musik (in U und E gehalten) und die Forschung und Bildung sind die Grundlagen und ausreichender Grund hierher zu kommen.
Und es gibt (noch) Bereitschaft der Öffentlichkeit diesen Prozess ein wenig zu unterstützen. Demgegenüber stehen Xenophobie und billige Schmutzkübel-Medien-Politik.
Welche Visionen stehen dem aber wiederum entgegen? Meine sind jene der permanenten Verbindungen, sowohl persönlich wie politisch und medial, aber auch ganz konkret geographisch. Warum kann ich heute von Graz aus nicht nach Sarajevo fliegen. Nach Bukarest braucht es 20 Stunden mit dem Zug und selbst wenn ich nach Triest will, kann es schon einmal 9 1/2 Stunden dauern. Unhaltbar. Die Millionenstadt Zagreb liegt von Graz 8 km näher als Wien, aber wenn man aus Bosnien nach Österreich will, braucht man und frau ein Visum.
Und die ZV?
Alt aber gut. Und notwendig. Vor dem Hintergrund der Diskussion um das Erstaufnahmezentrum Eberau hat es sich wieder gezeigt, dass die Ignoranz gegenüber Baukultur ein tiefer Ausdruck von Menschenverachtung ist. Aber nicht nur rechtlich anständige Verfahren erzeugen Qualität. Es geht um einen nie endenden Prozess der Debatte und das Bemühen um Qualität in der Architektur, dem Städtebau und der Raum- und Landschaftsplanung.
Die ZV ist die einzige, bundesweite Organisation, die sich um die Qualität der Architektur bemüht. Ohne Kurator, ohne Struktur, direkt aus den Architekturbüros kommend. Gras roots könnte man es nennen. Das macht es aber auch nicht einfacher. Denn das ist politisch und das bedeutet das Bohren harter Bretter, nach Max Weber. Und freiwillig ohne Geld? Warum ausgerechnet ich? Weil's wichtig ist.
Und damit zu jenen Dingen, die mir nicht gelungen sind. Es ist kein Geheimnis, dass ich mir gewünscht hätte, dass mir eine Frau als Präsidentin nachfolgt. Viele Gespräche geführt, leider nur Abfuhren geholt. Ich sehe dies als Hinweis, dass es Frauen noch immer extrem schwer haben sich im Architektenberuf zu behaupten und auch über die Bürotätigkeit gehende Tätigkeiten zu übernehmen.
Und die schrumpfende Anzahl an Mitstreitern. Es schmerzt, wenn man merkt, dass sich eigentlich ausser einem kleinen Häufchen das Interesse sehr begrenzt ist. Irgendwann wird man des Redens, des Aufforderns und Einladens müde. Irrigerweise hätte ich mir erwartet, dass wenn man viel tut auch Andere dazu animiert werden. Die ZV war immer ein offener Verein. Wann immer ein Projekt herangetragen wurde, haben wir uns bemüht dem auch Taten folgen zu lassen. Aber von Aussen zusehen, sitzen, warten und jammern - So läuft's halt.
Ich möchte mich jedenfalls hier noch bei allen bedanken, die in den letzten Jahren meinen Weg im Vorstand begleitet haben: Andreas Reiter, Markus Kovac, Mark Jenewein, Iris Rampula, Johannes Wohofsky, Gernot Stangl, Vilja Popovic, Julia Tiefengraber und vor allem Maria Nievoll. (Ich hoffe ich hab jetzt niemanden vergessen)
Artikel von Maria Nievoll in www.gat.st
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