Was, wenn es ein Restaurant gäbe, in dem man sich Essen aus allen Erdteilen bestellen kann? Wir reden hier nicht vom Italiener, Japaner oder Chinesen um die Ecke. Nein, wir reden von Köchen, die vom anderen Ende der Welt aus ihre Original-Rezepturen online hierzulande verwirklichen lassen.
Was wie Essen-Beamen klingt, ist Gegenstand der Foodline 2011 mit dem Titel OPEN |food| Design. Die beiden Kuratoren Martin Krammer und Andreas Fabianek – beide erprobte und viel gereiste Genussmenschen – stellen in Zusammenarbeit mit hiesigen Designern einen „3D Foodprinter“ auf und laden Kochexperten und Designer rund um den Globus ein, online Essen zu gestalten. Klingt recht einfach, verlangt aber eine geballte Ladung an Vorwissen, Recherche und Expertise, denn was ist denn ein „3D Foodprinter“ und was bedeutet „Open Design“ in Zusammenhang mit Food Design?
3D Printing ist grundsätzlich sehr kostspielig. Die Open-Source-Bewegung hat jedoch Baupläne für 3D Printer im Internet zur freien Entnahme bereitgestellt: So auch die Baupläne des 3D Printer Fab@home oder des MakerBot. Man kann sie downloaden und nachbauen. Mit ein wenig handwerklichem Verständnis, einigen Schrauben und einem Köpfchen, das Software-Probleme zu lösen imstande ist, kann man – ist der 3D Printer einmal gebaut – dreidimensionale Gegenstände wie Vasen, Armbänder oder Ähnliches herstellen. So weit die Theorie. Spannend für die Foodline ist das Nachbauen einer solchen Maschine, um Essen herzustellen und „Geschmacksinformation und eine Konsistenzinformation auf das andere Ende der Welt übertragbar zu machen“, so Krammer. Eine solche Maschine ist sozusagen ein 3D-Kochbuch, das im Gegensatz zum herkömmlichen Kochbuch, das Rezepturen angibt, die Form eines Essens generiert.
In der Praxis wird das dann so aussehen: Zwei Laser-Spritzen werden mit Schokolade oder Fruchtgelees gefüllt. Die geleeartige Konsistenz des Rohstoffs kommt dem Experiment dabei entgegen. Ein Designer gibt einen Gestaltungsauftrag per Mausklick durch und der Foodprinter erzeugt eine designte Schoko-praline, einen gestalteten Kuchen oder einen Schoko-Uhrturm – dem Entwerfen von Essen ist hier keine Grenze gesetzt.
Um die 20 Labels und Einzelpersonen sind es, die sich an diesem Ess-Experiment beteiligen werden.
Vor Ort sorgen unter anderem die Experimental Designer Tobias Kestel und Florian Puschmann von White Elephant dafür, dass die Essensmaschine in Gang bleibt. Die Food Design-Aufträge aus dem Ausland kommen von Open Design-Vorreiter Ronen Kadushin aus Berlin oder Benjamin Ball von Ball-Nogues Studios aus Los Angeles, dessen Design mittlerweile permanent im MoMa – Museum of Modern Art, New York, zu sehen ist. Chocolatiers dürfen bei einem solchen Vorhaben natürlich auch nicht fehlen.
Das Experiment erforscht in Form eines eineinhalbtägigen Intensiv-Workshops die Designmöglichkeiten, die 3D Food Printing bietet. Der Ansatz, der hier verfolgt wird, ist auf jeden Designbereich übertragbar, daher wird neben Food Design auch Open Design breit diskutiert werden, global, vernetzt, mit Experten, die gerade online sind. Natürlich gibt es zum Abschluss eine Party mit Verkostung. Ob es nach was schmecken wird? Zur Not kann man immer noch 10 kg Tomaten verarbeiten. In jedem Fall wird es eine Riesenpatzerei!
Text: Susanne Lipinski
Workshop mit Spontanvorträgen zB von White Elephant, Fluid Forms, Philip Steffan von Open Design City, Berlin, etc:
Fr 20. Mai ab 14.00 Uhr
Open Production:
Sa 21. Mai von 10.00 bis 18.00 Uhr
Robotic Dinner:
Kochweltmeister Franz Peier bringt Open Design geschmacklich zur Entfaltung.
Sa 21. Mai 2011, ab 18.00 Uhr
Kosten, für jene die den ganzen Workshop mitmachen wollen: 40 €
Robotic Dinner ohne Workshop: 25 €
Ort:
Lendloft, Lendplatz 40, 8020 Graz
Infos und Anmeldung:
weitere Infos zu Open Design:
http://www.designboom.com/weblog/cat/16/view/12675/3d-food-printer.html
http://www.ronen-kadushin.com/Open_Design.asp
Infos zu Open Design 3D - Printer:
http://reprap.org/wiki/Main_Page
Infos zu den Designern:
http://www.ronen-kadushin.com/
Info zu Franz Peier:
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